Canzoni per sonar a 4
Die Musizierstunde-Ensemble Time MZ 77
(Variables Blechbläserquartett - Trompete / Kornett / Flügelhorn / Horn / Tenorhorn / Posaune / Bariton)
Giovanni Gabriele (Venedig 1557 - 1613) gilt als Vollender der "Venezianischen Schule". Dies ist eine Komponistengruppe der ausgehenden Renaissance bzw. des beginnenden Barock, die hauptsächlich wegen des von ihr gepflegten Prinzips der Mehrchörigkeit, musikgeschichtliche Bedeutung erlangte. Der bekannteste der zahlreichen Schüler Gabrielis ist Heinrich Schütz .
Am nachhaltigsten wirkten wohl die Instrumentalkompositionen Gabrielis auf die späteren Komponistengenerationen. Viele dieser bis zu 22-stimmigen Werke tragen - wie die vier Stücke der vorliegenden Edition - den Titel "Canzon" . Wie der Name schon besagt (Canzon = Gesangsstück), sind die Instrumentalkanzonen aus der Vokalmusik abgeleitet. Sie stellen häufig eine Art "Motette für Instrumente" dar. Wie in der vokalen Motette werden nacheinander verschiedene "Soggetti" (Themen) unterschiedlichen Charakters in den einzelnen Stimmen des Tonsatzes imitatorisch durchgeführt. Die einzelnen Abschnitte der Kanzonen und Motetten werden meist deutlich durch Kadenzen voneinander abgetrennt. In zwei der vier Kanzonen unserer Ausgabe (1 und 3) sorgt ein Abschnitt im tänzerischen Dreiertakt für Abwechslung. In drei Stücken (2, 3 und 4) gleicht der letzte Abschnitt dem Ersten. Ein höheres Maß an Geschlossenheit ist die Folge.
Der 1608 beim Drucker Alessandro Raverij in Venedig erschienene Sammelband, dem unsere Stücke entnommen sind, trägt den Titel "Canzoni per sonar con ogni sorte di stromenti...". Dies bedeutet sinngemäß: "Kanzonen in beliebiger Instrumentalbesetzung" (also Streichinstrumente, Blasinstrumente oder gemischte Besetzungen, auch Tasteninstrumente und Zupfinstrumente). Als besonders attraktiv hat sich in der Gegenwart die Darstellung solcher Werke durch kleine Blechbläserensembles, in erster Linie Trompeten und Posaunen, erwiesen. Da die Tenor- und Baßstimmen technisch für (Amateur) Posaunisten sehr anspruchsvoll sind, empfiehlt sich oft die Besetzung der tieferen Stimmen durch Ventilinstrumente (Horn, Bariton). Die Stücke erscheinen in unserer Edition gegenüber dem Original um einen Ganzton tiefer transponiert. Ansonsten entspricht der Notentext aber weitgehend dem Original - mit zwei Ausnahmen: Die wenigen offensichtlichen Satzfehler (Quint- und Oktavparallelen) wurden stillschweigend pietätvoll korrigiert. An den kadenzierenden Binnenschlüssen und vor allem am Ende der Stücke wurden Verzierungen ausgeschrieben. Solche oder ähnliche Diminutionen waren für Musiker früherer Jahrhunderte selbstverständlich. Auf Phrasierungs- und Legatobögen sowie Angaben zur Dynamik wurde bewusst verzichtet, um nicht von vornherein eine bestimmte Interpretation zu favorisieren. Es wurde lediglich mit wenigen Stichworten auf den Charakter der einzelnen Abschnitte hingewiesen. Auch die Metronomangaben sind nur als Anhaltspunkt zu verstehen.
Albert Loritz
Inhalt:
1. Canzona prima ("La Spiritata")
2. Canzona seconda
3. Canzona terza
4. Canzona quarta
Stimmen-Set:
Spielpartitur in C
1. Stimme in Bb (Trompete / Cornet / Flügelhorn)
2. Stimme in Bb (Trompete / Cornet / Flügelhorn)
3. Stimme in F (Horn)
3. Stimme in Eb (Horn)
3. Stimme in Bb (Bb-Posaune / Tenorhorn)
3. Stimme in C (Posaune)
4. Stimme in Bb (Bb-Posaune / Bb-Bariton)
4. Stimme in C (Posaune / Bariton)