Geschichte der Gitarrensaite
Die klassische Gitarre war der Ursprung aller weiteren Gitarren-Gattungen. Diese war ursprünglich mit Darmsaiten bespannt und wurde bis ins 18. Jahrhundert ausschließlich in Italien hergestellt, später auch in Deutschland. Allerdings verstimmten sich Darmsaiten recht schnell, was daran liegt, dass getrockneter Darm stark wasseranziehend ist. Dabei nimmt das Material Feuchtigkeit auf und dehnt sich aus. Verstimmung ist die Folge. Man hatte versucht, mit diversen anderen Materialien wie Silber-, Stahl-, oder Messingdraht diesem Problem Herr zu werden, allerdings führen auch die Dichte und Zugfestigkeit zu Intonationsproblemen oder Oktavunreinheit. Außerdem sind Darmsaiten verhältnismäßig teuer und so sind sie nach und nach vom Gitarrenmarkt vollkommen verschwunden. Im Streicherbereich (und für Barockinstrumente) gibt es weiterhin Darmsaiten, die hauptsächlich von der Firma Pirastro gefertigt werden.
Die Nylonsaite
Die Entwicklung der Nylonsaite war daher ein großes Geschenk für Gitarrenbauer und auch Musiker. Zum großen Teil war es Albert Augustin, der die Entwicklung vorantrieb. Auch heute gehören Augustin-Saiten zu den umsatzstärksten im Markt. Seine Rohstoffe holte er sich von einem Hersteller von Angelschnüren. 1947 führte Augustin die Nylonsaite ein. Sie ist deutlich stabiler, langlebiger und brillianter als die Darmsaite.
Generell ist zu sagen, dass die drei tiefen Basssaiten den gleichen Nylonkern haben wie die hohen Diskantsaiten, sie sind allerdings mit Kupferdraht umsponnen. Ein oft vorkommender Irrglaube, dass die Basssaiten aus Stahl seien. Genauso wie die Frage, welche Saiten auf welche Gitarre kommen. Eine klassische Gitarre wird immer mit Nylonsaiten bespannt. Der über 70 kg schwere Zug einer Stahlsaite würde den Hals dauerhaft ruinieren. Die Stahlsaite hingegen wird ausnahmlos für eine Westerngitarre verwendet. Sie ist konstruktionstechnisch so gebaut (u.a. mit einem Stahlkorpus im Hals), dass sie den hohen Zug problemlos verkraftet.
Nylon besteht entweder aus den Elementen Kohenstoff, Wasserstoff und Stickstoff und stellt den klassichen Standard dar. Seit 20 Jahren gibt es auch spezielle Saiten aus Fluorcarbon, die durchaus ihre Vorteile haben: Das Material ist dichter, dadurch wird die Saite bei gleicher Masse dünner, was im Durchmesser bei gleicher Spannung etwa 30% ausmacht. Außerdem ist die Biegesteife deutlich geringer als bei Nylon.
Die Stahlsaite
Im Nordamerika des 19. Jahrhunderts wurde schließlich aus der klassichen Gitarre die Stahlsaitengitarre erfunden. Neue Musikstile und preisgünstige Alternativen führten zu einer Veränderung im Gitarrenbau. Allerdings reicht die Zusammensetzung von einfachem Stahl nicht aus, eine Gitarre gut klingen zu lassen. Die Schwingfrequenz eines gespannten Drahtes ist u.a. abhängig von der Spannung, der Masse und der Länge. Also kurz gesagt von der Dicke der Saite. Die hohen Saiten aus einem 012er-Satz haben eine Dicke von 0,3 (E-Saite), 0,41 (H-Saite) und 0,61 (G-Saite) mm. Somit wird die G-Saite schon fast unflexibel, um ihr ein sauberes Schwingverhalten zuzutrauen.
So wendeten die Hersteller einen Trick an: der dünne Drahtkern aus Stahl wird mit einem weiteren Bronze-Draht umwickelt. Einerseits entsteht so Masse und Haltbarkeit, andererseits bleibt die Saite dehnbar und biegsam. Schlussfolgernd kann man also folgendes sagen: Je dünner, der Kern der Saite, umso flexibler und leichter spielbar ist die Saite. Allerdings reißen dünne Saiten natürlich auch leichter.
Bei Westerngitarrensaiten gibt es gängige Stärken von 010 bis 013, bei E-Gitarren-Saiten ist die Auswahl von 008 bis 014 etwas höher. Ab Werk liefern fast alle Hersteller die E-Gitarren mit 9er oder 10er-Stärken, bei Westerngitarren sind es meist 12er oder 13er-Sätze.
Natürlich spielt auch das Material der Umwicklung eine Rolle:
- Bronze (bestehend aus 92% Kupfer, 7% Zinn und 1% Phosphor) produziert einen kräftigen, warmen Ton.
- Bronze 80/20 besteht aus 80% Kupfer und 20% Zinn und sorgt für noch strahlenderen Klang. Bronze 80/20-Saiten oxidieren recht schnell wegen Feuchtigkeit und Handschweiß, weswegen man inzwischen gerne Kupfer und Zink-Kombinationen anwendet. Das macht die Saite widerstandsfähiger.
- Phosphor-Bronze hat einen etwas höheren Kupferanteil und 0,3% Phosphor, sie klingt allerdings nicht so brilliant wie die 80/20-Legierung.
Saiten aus Bronze und Phosphorbronze sind seit einigen Jahren auch mit speziellen Schutzüberzügen erhältlich. Vorreiter war 1995 die Firma Gore mit der Marke Elixir, die heute als Mercedes unter den beschichteten Saiten gilt. Diese Beschichtung aus Polytetrafluoräthylen (PTFE) sorgt dafür, dass sich Schweiß, Feuchtigkeit und Dreck nicht in den Zwischenräumen des gewickelten Drahtes absetzen kann. Ihnen wird dadurch eine sehr lange Haltbarkeit vorausgesagt. Auch D´Addario EXP-Saiten gehören zu den beschichteten Saiten und liegen wie Elixir preislich etwa beim doppelten einer Standard-Saite.
Bekannte Saiten-Hersteller Nylonsaiten
Augustine | Hannabach | La Bella | Savarez |
D´Addario | Aranjuez | Pro Arte | Optima |
Bekannte Saiten-Hersteller Stahlsaiten
D´Addario | Ernie Ball | Martin | GHS |
Elixir | Fender | Gibson | Rotosound |